Es gibt wohl kaum jemanden, der die Sendung mit der Maus nicht kennt. Woche für Woche trippelt das orangene Nagetier mit seinen Freunden – einem kleinen blauen Elefanten und einer gelben Ente – über die Fernsehbildschirme Deutschlands. Und das seit mittlerweile mehr als 50 Jahren.
Wie beliebt die Maus ist, zeigte sich, als Ende Juli 2025 eine Figur vor dem WDR-Gebäude in Köln von einem Unbekannten angezündet wurde. Der Brand konnte schnell von der Feuerwehr gelöscht werden, die Maus erlitt jedoch erhebliche Schäden. Es dauerte jedoch nicht lange, bis die ersten Menschen Pflaster auf die verbrannten Stellen klebten. Zahlreiche weitere folgten, inklusive handgeschriebener Besserungswünsche. Mittlerweile ist die Maus repariert und steht wieder an ihrem alten Standort.

Doch die Maus – oder besser gesagt: Die Sendung mit der Maus – weckt nicht nur Sympathien. Wir können auch einiges von ihr lernen: nicht nur zu den Themen der Sachgeschichten, die dort Woche für Woche zu sehen sind, sondern auch darüber, wie wir im B2B-Marketing Geschichten erzählen können.
Eine Mischung aus Lachen und Staunen
Aber fangen wir von vorne an. Was ist das Geheimnis der seit mehr als 50 Jahren erfolgreichen Fernsehsendung? Vereinfacht gesagt: ein guter Mix aus Mausclips, Lach- und Sachgeschichten.
Die animierten Maus-Clips sind Trennelemente zwischen den einzelnen Lach- und Sachgeschichten. In diesen löst die Maus auf kreative und sympathische Weise Probleme, oft gemeinsam mit dem Elefanten und der Ente. Keine der Figuren sagt etwas, dafür gibt es charakteristische Geräusche wie die klickenden Augen der Maus oder das Tröten des Elefanten. Vor zehn Jahren gab es bereits mehr als 500 dieser Maus-Spots, mittlerweile sind wohl noch einige hinzugekommen.
Die Lachgeschichten sind kurze Bildergeschichten, Zeichentrickfilme oder Realtrickfilme. Die wohl bekanntesten Serien sind dabei Der kleine Maulwurf, Petzi, Käpt’n Blaubär oder auch Shaun das Schaf.
5 Learnings für das B2B-Storytelling
Der für diesen Blogbeitrag spannendste Teil der Sendung mit der Maus – und für viele das Highlight des Formats – sind die Sachgeschichten. Sie erklären komplexe Themen leicht verständlich, zum Beispiel durch den Besuch von Produktionsstätten (zum Beispiel für Gummibärchen) oder das Erklären von Funktionsweisen. Wie funktioniert beispielsweise eine Achterbahn – und warum kribbelt es bei der Fahrt im Bauch? Sind diese Filme länger, werden sie von einem Maus-Spot unterbrochen oder gar auf mehrere Folgen verteilt. Die Sachgeschichten greifen dabei gerne Zuschauerfragen auf: „Wie kommen die Streifen in die Zahnpasta?“ oder „Wie kommen die Löcher in den Käse?“
Aber was heißt das nun für das B2B-Marketing? Wir haben fünf wichtige Learnings zusammengestellt, was uns die Sendung mit der Maus über gutes Storytelling beibringt.
Learning Nr. 1: Erklärt komplexes auf einfache Art und Weise
Die Sendung mit der Maus erklärt schwierige Themen so, dass Kinder (und Erwachsene) sie verstehen – mit klarer Sprache, Schritt-für-Schritt-Erklärungen und anschaulichen Beispielen. Von diesem Prinzip kann der B2B-Bereich mit seinen oft erklärungsbedürftigen Produkten profitieren. Vermeidet Fachjargon, der nur um seiner selbst willen eingesetzt wird. Lässt sich etwas auch einfacher und damit anschaulicher beschreiben? Dann los! Wenn es sich anbietet, nutzt gerne Beispiele oder Vergleiche. Statt zu sagen „Unser SaaS-Tool optimiert Prozessketten mittels KI-gestützter Workflow-Automatisierung“, sagt doch einfach: „Unser Tool arbeitet wie ein digitaler Assistent, der Routineaufgaben im Hintergrund erledigt – so wie ein guter Kollege, der mitdenkt und Arbeit abnimmt.“ Ja – auch für ein Fachpublikum. Denn auch das kennt eure Lösung sicherlich noch nicht bis ins kleinste Detail
Ein weiterer Tipp: Brecht die Inhalte in kleine, leicht verdauliche Portionen herunter – so wie es die Sachgeschichten tun. Zeigt den Weg vom Problem eurer Kunden zur Lösung in übersichtlichen Etappen. Lässt sich ein Sachverhalt visuell darstellen? Perfekt! Bei der Maus sind es Bilder, Animationen und kleine Experimente. Macht es genauso – oder greift auf Infografiken, Mini-Videos, Produkt-Demos oder bebilderte Schritt-für-Schritt-Anleitungen zurück. Zeigt in eurer Kampagne, wie ein Prozess vor und nach der Optimierung aussieht – nicht nur als Text in einer Tabelle, sondern als grafische „Mini-Reise“.

Learning Nr. 2: Erzählt spannende Geschichten statt langweiliger Fakten-Listen
In der Sendung mit der Maus hat jede Geschichte eine klare Dramaturgie: es gibt ein Problem, es findet eine Entwicklung statt und am Ende steht die Lösung – oft mit einem sympathischen Protagonisten wie Armin Maiwald (einem der Erfinder der Sendung mit der Maus) , Christoph Biermann (sein Markenzeichen: der grüne Pullover) oder Ralph Caspers. Die Geschichten sind nicht selten von neugierigen Fragen getrieben: „Wie kommen die Löcher in den Käse? Warum ist die Milch eigentlich weiß? Wie geht jodeln?“ Die Stories sind dabei kleine Detektivgeschichten. Bei der Frage nach den Löchern im Käse geht es eigentlich darum, wie Käse hergestellt wird – aber die Suche nach dem Ursprung der Löcher ist doch viel spannender. Die unerwartete Perspektive macht Spaß.
All das könnt ihr für euer Marketing nutzen. Erzählt klare Geschichten mit Anfang, Mittelteil und Ende. Fokussiert euch auf einen Helden – das kann ein Kunde, ein Mitarbeiter oder das Produkt selbst sein. Ihr könnt zum Beispiel davon erzählen, welche Probleme ein Kunde hatte und wir ihr diese mit ihm zusammen gelöst habt. Wie das an einem konkreten Beispiel aussehen kann, haben wir euch übrigens schon letztes Jahr in unserem Blog gezeigt: „Storytelling im Marketing: Die Heldenreise der Keksfabrik K. Rümel“.
Learning Nr. 3: Setzt auf Emotionen
Scheut nicht davor zurück, emotionale Elemente einzubinden – Unsicherheit vor der Herausforderung, Freude, Erleichterung. Anstatt nur zu sagen: „Unser Produkt spart Zeit“, erzählt die Geschichte von Anna, die täglich 2 Stunden mit manueller Datenpflege verbrachte – und jetzt dank eurer Lösung pünktlich Feierabend macht, um ihre Kinder von der Schule abzuholen.
Bringt eure Zielgruppe zum Lachen. Sogar „trockene“ Themen lassen sich mit kleineren Gags oder charmanten Details auflockern. Auch das Marketing für „seriöse“ Inhalte darf unterhalten. Beispiel: Statt nur ein Produktfoto zu posten, inszeniert eine Szene, in der ihr das Produkt in Aktion zeigt – vielleicht mit einer kleinen, humorvollen Übertreibung. Die Maus macht es vor: Selbst technik-lastige Themen werden mit einem Augenzwinkern erzählt. Kleine Gags, sympathische Figuren oder witzige Vergleiche machen Inhalte leichter zugänglich. Wichtig: Bleibt dabei immer authentisch.
Learning Nr. 4: Weckt Neugierde und Staunen
Um Emotionen geht es auch in diesem Learning. Die Maus beantwortet Fragen, die sich jeder mal gestellt hat – oder von denen man gar nicht wusste, dass man sie hat. Diese Herangehensweise könnt ihr für euer B2B-Marketing adaptieren.
Gestaltet eure Inhalte so, dass sie neugierig machen, Fragen aufwerfen und sie gleich wieder beantworten. Im besten Fall kennt ihr die konkreten Probleme eurer Zielgruppe. Nutzt das und macht aus diesen Problemen und ihren Lösungen Inhalte. Wenn ihr euch noch nicht sicher seid, ob ihr wirklich alle relevanten Fragen und Probleme erfasst habt, empfehlen wir euch die 5x5x5-Methode – auch wenn euer Produkt vielleicht keine Zeitmaschine ist 😊
Neugierde und Staunen könnt ihr auch ganz einfach über kleine Überraschungen und Aha-Momente erzeugen. Steigt ein mit: „Wussten Sie, dass Ihr Kühlschrank in einem Jahr so viel Strom verbraucht wie ein Elektroauto auf 1.500 Kilometern?“ – und schlagt dann elegant den Bogen zu den Themen Stromersparnis und Nachhaltigkeit.

Learning Nr. 5: Schafft Konstanz und eine hohe Wiedererkennbarkeit
Gebt es zu – als wir ein paar Absätze zuvor den grünen Pullover als Christoph Biermann’s Markenzeichen erwähnt haben, dachtet ihr auch: STIMMT! Seinen Nachnamen hätten die meisten von uns sicherlich nicht sofort parat gehabt, der grüne Pullover ist aber allen gut vertraut. Der Zuschauer folgt ihm und Armin in den Sachgeschichten durch die Welt und lernt gemeinsam mit den beiden neue Dinge. Auch die Maus ist eine wichtige Identifikationsfigur – selbst, wenn sie in den Sachgeschichten nur ab und an vorkommt.
Neben den handelnden Figuren ist die stark standardisierte Form der Sendung ihr Markenzeichen: der Vorspann mit der „Anmoderation“ in immer wieder neuen Fremdsprachen und danach die Abfolge von Mausfilmen, Sach- und Lachgeschichten schaffen eine hohe Wiedererkennbarkeit.
Für euer B2B-Marketing könnt ihr dies durch wiederkehrende Protagonisten erreichen – echt oder animiert –, aber auch durch einen in Tonalität, Farbwelt und Formaten konsistenten Markenauftritt. So schaffen wiederkehrende Formate (wie z.B. wöchentliche Tipps oder Behind-the-Scenes-Clips) eine Bindung und im besten Fall freudige Erwartung auf die nächste Ausgabe. Ein einheitlicher Tonfall (persönlich, sachlich-erklärend, humorvoll, …) rundet das ganze ab.
Fazit
Wenn ihr die Sendung mit der Maus als Vorbild für euer B2B-Marketing nehmt, stellt ihr kompliziertes Wissen einfach, visuell, konsistent und unterhaltsam dar. Dabei ist es egal, ob ihr in den Social Media aktiv seid, bei YouTube oder ob ihr Newsletter versendet. Mit dieser Herangehensweise bleibt ihr nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen eurer Zielgruppe: Storytelling á la Maus, sozusagen.
Checkliste: Storytelling im B2B-Marketing

Anmerkung: Die Sendung mit der Maus ist ein Format des WDR. Dieser Beitrag steht in keiner Verbindung mit der Sendung oder dem WDR.



