Kennt ihr schon BeReal? Die App startete 2022 richtig durch und hat mittlerweile 33 Millionen Nutzer. Der Hype war im vergangenen Jahr so enorm, dass Branchengrößen wie TikTok und Meta nicht lange mit Alternativen bzw. deren Ankündigung auf sich warten ließen (TikTok Now, Instagram Candid Challenges). Einen interessanten Vergleich dieser beiden Kopien mit dem Original gibt es übrigens hier.
Aber was ist BeReal überhaupt? Die Grundidee der App ist einfach. Einmal am Tag, immer zu verschiedenen Zeiten, erhält der Nutzer eine Aufforderung, genau JETZT ein Foto zu machen. Das charakteristische an diesen Bildern ist die duale Kamera – zum einen wird das fotografiert, was der Nutzer sieht, zum anderen wird ein Selfie von ihm selbst geschossen. Es gibt keine Filter oder Bearbeitungsmöglichkeiten. Zwar hat man mehrere Versuche, aber alles in allem nur zwei Minuten Zeit, um das Foto zu schießen und es zu veröffentlichen. Die App soll so einen Gegenentwurf zu Netzwerken wie zum Beispiel Instagram darstellen, bei denen zig Filter und Bearbeitungsmöglichkeiten dabei helfen, das perfekte Bild zu erschaffen.
BeReal für Unternehmen: authentisch sein
Auf den ersten Blick scheint BeReal kein typischer Marketingkanal zu sein. Doch mit der richtigen Zielsetzung ergeben sich in der App Chancen – zum Beispiel die Schaffung eines Markenimages, die Kommunikation mit (potentiellen) Kunden oder auch ein gelungenes Employer Branding.
Die Inhalte, die ihr in BeReal veröffentlicht, müssen vor allem eins sein: authentisch. Zeigt einen Blick „hinter die Kulissen“ – Fotos aus Arbeitssitzungen, dem Alltag im Büro, Vorbereitungen im Lager, die Mittagspause der Kollegen, das Sommerfest am Standort, … Natürlich könnt ihr auch eure Produkte und Dienstleistungen präsentieren – nur eben in authentischen Situationen, die die Zielgruppe ansprechen.
Generell gilt: Überlegt am besten schon vorher, was ihr zeigen möchtet und schafft Möglichkeiten dafür. Und selbst wenn im Moment der Benachrichtigung ein vertrauliches Meeting mit nicht fotografierbaren Inhalten stattfindet: Der Timer von zwei Minuten läuft erst, wenn ihr die App öffnet. So habt ihr die Möglichkeit, in einer anderen Umgebung passende Fotos zu erstellen. Die Nutzer, mit denen ihr befreundet sind, erhalten zwar eine Anzeige, mit wieviel Verzögerung ihr euer Foto machen. Weitere Konsequenzen hat ein solches „BeLate“ allerdings nicht.
Sehr erfolgreich: Chipotle
Es gibt einige Best Practices, wie Unternehmen BeReal nutzen (können). Wir haben euch in diesem Beitrag ein paar der interessantesten zusammengefasst – vielleicht ist ja die ein oder andere Inspiration für euch dabei. Mehr Details und Screenshots der Aktivitäten gibt es jeweils auf den verlinkten Seiten.
Gute Erfolge feierte die amerikanische Mexican-Fast-Food-Kette Chipotle (BeReal: chipotleforreal), als sie einen Promo-Code in der App teilte. Vier Tage lang konnten die ersten 100 Kunden, die den Code online oder in der App des Restaurants nutzten, eine kostenlose Vorspeise erhalten. Zu Halloween 2022 rief das Unternehmen dann die BooReal Sweepstakes ins Leben. Nutzer sollten am 31.10. ein BeReal Foto machen, auf dem sie in einem Kostüm in einem Chipotle-Restaurant zu sehen waren. Wenn sie dieses Bild dann mit dem passenden Hashtag bei Instagram veröffentlichten oder es per Mail einsandten, nahmen sie am Gewinnspiel teil. Der Preis: jede Woche ein kostenloser Burrito – für ein ganzes Jahr.
Best Practices für Beauty-Themen
Die Kosmetikmarke e.l.f. (elfyeah) nutzt BeReal, um den Teil ihrer Zielgruppe anzusprechen, der zur Generation Z gehört. Das geschieht mit authentischen Blicken hinter die Kulissen: neue Produkte, Sneak Peaks, Happy Hour Hangouts, Einblicke in Fotoshooting, … Zum Start auf der Plattform gab es außerdem einen limitierten Promocode, mit dem die ersten 150 Follower kostenlose Hautpflegeprodukte bekommen konnten.
Eine weitere Beautymarke, Kiehl’s (kiehls) setzt ebenfalls auf einen Blick hinter die Kulissen. Der Star ist dabei Mr. Bones – ein Skelett, das als Maskottchen in jedem Ladengeschäft der Kette zu finden ist. Die geschossenen Fotos sind amüsant, aber auch hilfreich und informativ.
Saisonal und individuell
Logitech (logiofficial) brachte seine „12 Days of Deals“ Promotion zu BeReal. Das Unternehmen veröffentlichte Bilder eines „Elf on the shelf“ (Was ist ein „Elf on the shelf“?) zusammen mit zur Generation Z passenden Produkten. Ziel der Aktion war es, die Abonnenten-Zahlen für den Newsletter zu erhöhen und mehr Käufe auf der Webseite zu generieren.
Einen etwas anderen Ansatz verfolgte das Industrieunternehmen Ziehl-Abegg in einem Testlauf. Sechs Corporate Influencer legten sich persönliche Accounts an und nahmen ihre BeReal-Freunde mit durch ihren Alltag. Durch die persönlichen Accounts ist es möglich, eine stärkere Bindung zu erreichen, als es bei einem reinen Firmenaccount der Fall wäre.
Wie geht es weiter mit BeReal?
Die vorgestellten Best Practices zeigen: Um BeReal als Unternehmen sinnvoll zu nutzen, müssen die Fotos authentisch sein – und einen Mehrwert für die Nutzer bieten. Nun bleibt noch die Frage: Wie geht es weiter mit BeReal? Der erste Hype scheint zum jetzigen Zeitpunkt, Mitte 2023, vorbei zu sein. Auch die Arbeiten an den eingangs erwähnten Klonen von TikTok und Meta haben sich verlangsamt. Das heißt nicht, dass sich die App „auf dem absteigenden Ast“ befindet – es bleibt nur abzuwarten, bei welcher Größe und Popularität sie sich einpendelt.
In Sachen Marketing steckt BeReal trotz einiger positiver Beispiele noch in den Kinderschuhen. Es wird sich zeigen, ob sie aus diesen noch herauswächst – oder auf Dauer eher „nur“ im privaten Umfeld genutzt wird. Für eine deutlich effektivere Nutzung im Marketing stellt die maximale Anzahl von 200 Freunden momentan eine deutliche Bremse dar. Aber wer weiß – vielleicht wird dieses Limit irgendwann erhöht; vielleicht kommen auch weitere Business-spezifische Features hinzu. Auch die Möglichkeiten für Influencer Marketing könnten weiter ausgebaut werden.
Habt ihr BeReal schon einmal getestet, privat oder für euer Unternehmen? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?