Soziale Netzwerke – Eine Zeitreise durch 20 Jahre Internet

15. September 2023 von Viola Beckmann

Facebook, Twitter, Instagram, LinkedIn, YouTube, Reddit und viele weitere Soziale Netzwerke dominieren heutzutage nicht nur die Browser, sondern für viele auch den Home Screen auf dem Handy. Aber das war nicht immer so – als die ersten Sozialen Netzwerke in Deutschland vor knapp 20 Jahren auftauchten, mussten wir uns noch altmodisch am Computer einloggen, um die Vorzüge der digitalen Vernetzung zu erleben. Wir machen eine Zeitreise durch die vergangenen Jahrzehnte und werfen einen Blick auf die Sozialen Medien, die ihr vielleicht schon wieder vergessen habt – und warum diese unserem aufmerksamen Auge langsam entgangen sind.

Soziale Netzwerke vor mehr als 20 Jahren

Fotos teilen und kommentieren, Videos mit Sticker verzieren, Filter anwenden oder Kreationen mit Musik hinterlegen. Das ist für viele, was Soziale Netzwerke heute bieten, aber das war nicht immer so. Vor mehr als 20 Jahren, noch vor der Jahrtausendwende, tauchten zwei Soziale Netzwerke auch im deutschsprachigen Raum auf, die etwas anders funktionierten: LiveJournal und das unter den jüngeren bekanntere Knuddels. Nicht nur sind diese Plattformen immer noch aktiv, sie sind nur 2 Jahre nach der ersten Sozialen Plattform online geschaltet worden: SixDegrees (1997). 

Was genau konnten man damals auf LiveJournal oder Knuddels machen, um sich die Zeit zu vertreiben? Diese beiden Netzwerke hatten sehr verschiedene Schwerpunkte. Während LiveJournal genau das war, was der Name aussagte – eine Webseite die wie ein Journal aufgebaut war und Usern die Möglichkeit gegeben hat, einen Blog zu verfassen – bot Knuddels eine Vielzahl an verschiedenen Chat-Möglichkeiten an, welche nach Thematiken wie Alter, Interessen oder Lokalität aufgeteilt wurden, mit dem ein oder anderen Webbrowser-Spiel dazwischen. Nicht nur waren dies beliebte Konzepte, auch Jahre später hatten diese noch verschiedene Einflüsse auf nachfolgende Webseiten.

 

Knuddels 1999 – Jetzt

Im Gegensatz zu vielen anderen Netzwerken sind sowohl Knuddels als auch LiveJournal noch aktiv, aber wie relevant sind sie heute noch? Knuddels hat über die Jahre das ikonische violette Theme heruntergefahren und zeigt sich mittlerweile in einem Darkmode mit violetten Akzenten. Wie früher kann man Channeln beitreten, die vorgegebene Themen haben: Spiele spielen, Punkte sammeln und Quests vervollständigen. Wie die meisten anderen Netzwerke in dieser Liste ging Knuddels wegen der schwindenden Userzahlen unter.

 

LiveJournal 1999 – Jetzt

Die meisten von uns hatten in jungen Jahren ein Tagebuch oder ein Journal, um Gedanken aufzuschreiben, Ideen aufzulisten oder einfach zu schreiben, was wir uns nicht getraut haben zu sagen. Aber was, wenn man dies Online stellen konnte – und Feedback von anderen Usern erhalten könnte? Das war LiveJournal und es gab vielen die Möglichkeit, ihre Journals auf Hauptwebseiten Ihres Unternehmens oder Ihrer Firmen einzubauen, um Interessenten jederzeit auf dem Laufenden zu halten. Auch nach mehr als 20 Jahren im Business existiert die Webseite noch und hat täglich weitere Einträge aus verschiedenen Themenrichtungen.

 

Jappy 2001 – Jetzt

Bilder posten, Likes, Kommentare. Follower: Klingt bekannt? Jappy hatte schon früh bekannte Mechaniken auf seiner  Netzwerkseite eingebaut, die uns auch heute noch für Stunden beschäftigen können. Aber nicht alles ist genauso geblieben, wie es mal war. Früher gab es weitere Optionen wie das Flirten, Leute in der Nähe kennenzulernen oder Blogs zu folgen. Rund um 2016 und 2017 updatete die Seite sich, fügte die sogenannten „Echos“ hinzu und überarbeitete die Benutzeroberfläche zum Misfallen der damaligen knapp 600.000 Nutzer. Aktuell ist die Seite noch online – mit weniger als 200.000 aktive User.

 

Friendster 2002 – 2011

Freunde finden, Connections formen, Apps oder Jobs entdecken. Friendster war eine weitere beliebte Seite für junge Erwachsene auf der Suche nach Freunden, neuen Verbindungen, alten Bekanntschaften oder Usern mit gleichen Interessen. 2011 löschte Friendster nach vorheriger Ankündigung Bilder, Blogs, Kommentare und Videos und rebrandete sich als Social Gaming Plattform, um nicht als Konkurrent der immer stärker wachsenden Plattform Facebook dazustehen, sondern diese mit Spielen zu ergänzen.

 

MySpace 2003 – Jetzt

Selbst die jüngeren Erwachsenen haben schon einmal vom Netzwerk MySpace gehört. Nicht nur war diese Plattform beliebt bei allen Altergruppen, sie bot auch eine komplett andere Variante eines Sozialen Netzwerks an. MySpace war überall auf der Welt beliebt. Nicht nur fanden sich hier Freunde und neue Bekanntschaften aus dem eigenen Umkreis, sondern auch Personen des öffentlichen Lebens, wie Musiker, Künstler oder Schauspieler nutzten die Möglichkeit, sich mit ihren Fans zu verbinden. Heutzutage ist MySpace ein Ort zum Erinnern für viele, die damals auf dieser Plattform ihre Reise in die Sozialen Medien gestartet haben.

 

Lokalisten 2005 – 2016

Eine Webseite um lokal Freunde zu finden, zu chatten, Fotos zu schicken oder Nachrichten zu versenden? Das waren die Lokalisten! Wer sich in näherer Umgebung nach neuen Leuten umsehen wollte, war hier genau richtig. Dank einer umfangreichen Suchfunktion war es hier auch möglich, mit Schulfreunden zu reconnecten oder alte Bekannte wieder zu finden. Eine perfekte Seite für Leute die gerne unter Menschen waren und auch von Zuhause aus Kontakte knüpfen wollten. Heute kann die Webseite www.lokalisten.de noch aufgerufen werden, und zeigt aber nur noch eine kurze Abschiedsnachricht an alle Lokalisten, die über die Jahre Teil der Seite waren.

 

SchülerVZ, StudieVZ, meinVZ

2013 gruschelten wir uns das letzte Mal über das VZ Netzwerk SchülerVZ zu. Die Seite wurde einige Jahre vor ihren Counterparts offline geschaltet. Viele 20- bis 30-jährige könnten vermutlich heute noch das ikonische Sternen-Logo im Schlaf zeichnen. Wer cool sein wollte, hatte einen Account! Und wer Glück hatte, hatte die Zeit auf StudiVZ und meinVZ noch bis März 2022 genossen, bis auch diese Seite geschlossen wurde.

 

Werkenntwen? 2006 – Jetzt

Werkenntwen war eine der in Deutschland bekanntesten Webseiten des Jahres 2011. Mit dem Slogan „Auch du kennst wen bei wer-kennt-wen?“ widmete sich die Webseite stark mit der Idee, dass jeder Bekannte aus dem Umkreis einen Account hatte – und dem war auch so: Wer im Internet unterwegs war, kam um diese Webseite nicht herum. Werkenntwen? wurde damals sogar mit MySpace verglichen und war jahrelang ein fester Bestandteil der großen Sozialen Netzwerken. 2014 fand die Webseite ein Ende und alle damaligen Nutzerprofile wurden gelöscht. Mittlerweile ist die Domain wer-kennt-wen.eu wieder erreichbar und bietet auch die Option sich neu zu registrieren.

 

friendfeed 2007 – 2015

Verschiedene Webseiten zu durchsuchen nach Updates von Familien oder Freunden und Nachrichten zu lesen und zu beantworten, ist nicht nur aufwendig, sondern auch eine Aufgabe, die man nach einem Arbeitstag  nicht auf sich nehmen möchte. Also warum nicht alles auf einer Webseite haben und das in Realtime? Das war die Idee hinter friendfeed. Hier konnten sich die Nutzer einen eigenen Feed zusammenstellen mit den Informationen, die für sie wichtig waren – mit der Option die erstellten Feeds mit Freunden oder Familie zu teilen! 2009 kaufte Facebook friendfeed auf und hielt den Service bis Mitte 2015 mit einer kleineren aktiven Community am Leben.

 

iTunes Ping 2010 – 2012

Soziale Netzwerke vereint mit Musik? Was nach einem guten Mix klingt, brachte Apple damals nicht den erhofften Erfolg. iTunes Ping oder auch nur Ping wurde 2010 als ein musikorientiertes Netzwerk „ähnlich wie Facebook und Twitter nur gemixed mit iTunes“ (Zitat: Steve Jobs, ehemaliger CEO Apple) zusammen mit dem bekannteren „iTunes“ gelaunched. Nur einen Tag nach dem Launch wurde Ping von Spam und Fake Accounts überrannt und zusammen mit einer eingeschränkten Erreichbarkeit in einigen Ländern wurde der Service nur zwei Jahre später in 2012 wieder gestoppt.

 

diaspora* 2010 – Jetzt

Das Netzwerk diaspora* wurde 2010 ins Leben gerufen und besteht bis heute unter der Domain diasporafoundation.org. Die Webseite beschreibt, dass diaspora* auf drei Kern-Pholosophien besteht: Dezentralisierung, Freiheit und Privatsphäre. Hier wurden Communitys großgeschrieben; Design, Musik, Fangruppen oder lokale Communitys. Zwischen Gruppen und Blogs können User entscheiden, wie sie ihre Zeit verbringen möchten. diaspora* wurde nicht wie viele andere Netzwerke von einer großen Firma geführt, sondern von einer Gruppe aus Social-Media-Enthusiasten, die die Nutzer stetig bei der Weiterentwicklung der Webseite mit ins Boot nahm. diaspora* wurde 2011 nominiert zum „Best Social Network“ in den Mashable.com Awards. In den folgenden Jahren verlor es seine bereits langsam wachsende Userbase und ist aktuell mit einer kleineren Community noch aktiv.

 

Google+ 2011 – 2019

Jeden Tag verbringen die meisten von uns mindestens ein paar Minuten auf Google und die meisten von uns verbringen mindestens 30 Minuten auf Sozialen Netzwerken. Google+ hingegen hatte das Gegenteil des Satzes „best of both worlds“ vereint. Auch wenn das Netzwerk schnell an Usern dazu gewann, verbrachten die meisten User im Schnitt nicht einmal 4 Minuten auf der Webseite. Trotz wohl 540 Millionen aktiver Nutzer bezeichnete die The New York Times Google+ schon im Jahr 2014 als Geisterstadt. 2015 wurde das Netzwerk neuaufgesetzt und visuell überarbeitet, was leider nicht den gewünschten Zuwachs an in User-Zahlen brachte. 2018 gab Google bekannt, dass die Seite gegen Ende 2019 geschlossen worden würde. Im Juli 2019 wurde Google+ von einer nachfolgenden Seite „Shoelace“ ersetzt – dies wurde jedoch Mitte 2020 ebenfalls offline genommen.

 

Vine 2013 – 2017

Road works ahead?! I sure hope it does! Ein Soziales Netzwerk, das auf 6-Sekunden-Videos basiert? Klingt nach einem Flopp – aber im Gegenteil. Noch bis heute hat Vine Einfluss auf die jungen Erwachsenen, die damals ihre Comedy-Karriere auf der Plattform gestartet haben oder die witzigen Shorts täglich verfolgt haben. Auf viele Arten versuchen auch heute noch User, den Geist der Vine-Videos auf die Plattform TikTok zu retten. Die Plattform scheiterte wie viele andere nicht an schwindenden Userzahlen, sondern an Copyright-Problemen, da User die Option hatten, ihre eigenen Videos mit bekannten Songs hochzuladen und zu veröffentlichen. Aber was sollen wir sagen? Do it for the vine!

 

Vero 2015 – Jetzt

Vero ist ein neueres Soziales Netzwerk, welches ebenfalls als App zur Verfügung steht und damit wirbt, ohne Werbung, die Nutzung von User-Daten oder einen speziellen Algorithmus bei der Sortierung von Beiträgen auszukommen. Durch verschiedene kontroverse Bedingungen in den Nutzungsbedingungen der Webseite und der Nutzung von hochgeladenem Material der User, wurde Vero in ein negatives Licht geschoben. Mittlerweile ist Vero erneut und verbessert mit Vero 2.0 zurück, welches durch einen starken Fokus auf Bilder vor allem bei Fotografen beliebt ist.

 

Unser Fazit

Es ist faszinierend zu sehen wie viele Netzwerke es gab, wie unterschiedlich sie waren, wie viele es noch gibt – und wie viele nicht mehr. Auf welchen waret ihr denn unterwegs? Vielleicht kennt ihr ja ein paar Freunde, die sich gerne auch einmal zurückerinnern würden? Dann empfehlt ihnen doch diesen Beitrag weiter. In ein paar Jahren wird die Liste vermutlich um einige Plattformen ergänzt werden. Solange freuen wir uns über neue Plattformen zum Meistern und Erkunden.

TLDR: Soziale Netzwerke und wie lange es sie gegeben hat

Knuddels 1999 – Jetzt

LiveJournal 1999 – Jetzt

Jappy 2001 – Jetzt

Friendster 2002 – 2011

MySpace 2003 – Jetzt

Lokalisten 2005 – 2016

StudiVZ 2005 – 2013

SchülerVZ 2006 – 2013

Wer-kennt-wen? 2006 – Jetzt

meinVZ 2007 – 2013

friendfeed 2007 – 2015

iTunes Ping 2010 – 2012

diaspora* 2010 – Jetzt

Google+ 2011 – 2019

Vine 2013 – 2017

Vero 2015 – Jetzt

Viola Beckmann

Viola ist Teil des Social Media Marketing Teams bei Konzept 4. Neben der Texterstellung und Organisation von Content hilft sie bei der Erstellung von Designs aus oder findet einen witzigen Spruch für den gemeinsamen Teamchat. Außerhalb der Arbeitszeit findet sie sich meist im World Wide Web wieder und sucht nach dem nächsten Horrorfilm für das abendliche Amüsement.

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