TikTok für B2B-Unternehmen – so geht‘s

16. Oktober 2023 von Claudia Sieber

„TikTok – das ist doch diese App für Teenager, oder? Das ist nichts für unser Unternehmen, wir haben nur Firmenkunden.“ Vielleicht habt ihr diese beiden Sätze auch schon einmal gehört – oder gar selbst gesagt. Viele Business-to-Business(B2B)-Unternehmen haben ähnliche Vorbehalte, wenn es darum geht, die eigenen Social-Media-Aktivitäten auszuweiten und selbst auf TikTok aktiv zu werden.

Nur Teenager und B2C – oder doch nicht?

Das Vorurteil, dass es sich bei den Nutzern des Netzwerkes ausschließlich um Teenager handelt, ist weit verbreitet – doch es ist falsch. Es ist korrekt, dass viele Nutzer relativ jung sind. So sind laut einer Umfrage 73 % der 16- bis 19-jährigen bei TikTok. Allerdings zeigte sich in derselben Umfrage, dass auch 48 % der Befragten zwischen 30 und 39 das Netzwerk nutzen sowie 29 % der 40- bis 49-jährigen. Somit ist ein nicht unerheblicher Teil der knapp 20 Millionen deutschen Nutzer dem Teenager-Alter schon eine Weile entwachsen.

Generell erlebt TikTok derzeit etwas, was bereits anderen Netzwerken passiert ist: Je populärer eine Social-Media-Plattform wird, desto mehr steigt der Altersschnitt an. Während neue Dienste oft vor allem von sehr jungen Nutzern als erstes ausprobiert werden, kommen im Laufe der Zeit auch andere Altersgruppen dazu. Und: Die junge Zielgruppe wächst ebenfalls mit und wird älter. Wenn es um das Thema Recruiting geht ist das Alter sogar eher zweitrangig: Viele Unternehmen suchen nämlich nicht nur erfahrene Fachkräfte, sondern auch neue Azubis, Duale Studenten und Berufseinsteiger – und diese sind auf TikTok.

Auch der Einwand „TikTok ist nichts für Unternehmen mit Firmenkunden“ scheint nur auf den ersten Blick richtig. Zwar sind viele der Marken, die dort schon vertreten sind, eher dem B2C-Segment zuzuordnen, sprechen also Endkunden an. Aber das heißt nicht, dass es dort keine relevante B2B-Zielgruppe gibt. So besuchen zum Beispiel schon 35% der IT-Entscheider regelmäßig TikTok. Und am Ende kommuniziert man auch im B2B-Bereich nicht mit anonymen Unternehmen, sondern mit Menschen – die in ihrer Freizeit sicherlich das ein oder andere Social-Media-Netzwerk nutzen.

Was ist TikTok überhaupt?

Fangen wir einmal von vorne an: Wie funktioniert TikTok überhaupt? Der Inhalt sind kurze Clips, meistens im Hochformat (9:16), die den Nutzern in einem endlosen Video-Feed präsentiert werden. Das passiert zum einen auf der „Folge ich“-Seite, auf der die Videos von abonnierten Nutzern gezeigt werden. Zum anderen gibt es aber auch die „Für Dich“-Seite – auf dieser entscheidet ein Algorithmus, der auf den Interessen der jeweiligen Person basiert, was sie zu sehen bekommt. Durch diesen Algorithmus hat jedes Video die gleiche Chance, eine hohe Reichweite zu erlangen, egal wie viele Follower der Account hat, von dem es veröffentlicht wurde.

Typisch für TikTok ist auch die Verwendung von Effekten und Sounds. Vor allem virale Sounds können für eine enorme Reichweite sorgen. Als Unternehmen müsst ihr leider aus Copyright-Gründen auf einige populäre Sounds verzichten – TikTok stellt aber mit der Commercial Music Library auch für Business-Accounts eine große Auswahl zur Verfügung. Content, der bei TikTok gut funktioniert, ist unterhaltsam, amüsant und durchaus auch lehrreich. Die Videos sind kurz (möglichst eine Minute oder weniger) und sollten innerhalb von drei bis fünf Sekunden auf den Punkt kommen, um den Nutzer davon abzuhalten, weiter zu scrollen. Es gibt ebenfalls die Möglichkeit von Texteinblendungen und der Interaktion mit anderen Videos über Duette oder Stitches.

Gute Gründe für TikTok

Nun bleibt die Frage, warum B2B-Unternehmen auf TikTok aktiv werden sollten. Ein wichtiger Grund: Noch könnt ihr den Wettbewerbsvorteil nutzen! Bisher sind nur etwa 10 Prozent aller B2B-Marken auf TikTok dabei. Seid schneller als eure Mitbewerber und stärkt eure Brand Awareness. Durch den Algorithmus habt ihr eine deutlich höhere Chance auf virale Reichweite als auf Instagram, Facebook, LinkedIn & Co.

Ein weiterer guter Grund: In einer Umfrage sagten 73 % der Befragten, dass sie sich besonders verbunden fühlen mit Marken, mit denen sie auf TikTok interagieren. Und 67 % gaben an, dass TikTok sie schon einmal zu einem Kauf inspiriert hat.

Unsere Tipps für die Nutzung von TikTok als B2B-Unternehmen:

  • Gebt Insights in eure Forschung, eure Produktion / Entwicklung oder in den (Büro-)Alltag.
  • Nutzt TikTok für euer Recruiting, sowohl für ausgebildete Fachkräfte als auch für Schüler und Studenten als zukünftige Fachkräfte. Dabei gilt: Je kreativer und experimenteller, desto besser kommen z. B. Azubi-Kampagnen an.
  • Gebt eurem Account ein Gesicht: ein oder mehrere Mitarbeiter sollten regelmäßig vor der Kamera erscheinen. So macht ihr euren Auftritt persönlicher und authentischer.

Beispiele für B2B-Unternehmen auf TikTok

Im Folgenden möchten wir euch ein paar Accounts von B2B-Unternehmen auf TikTok vorstellen – vielleicht ist ja die ein oder andere Inspiration für euch dabei.

Ziehl-Abegg

Der Hersteller von Ventilatoren für Luft- und Klimatechnik ist ein Vorzeige-Account, wenn es um den Erfolg von B2B-Unternehmen auf TikTok geht. Das Unternehmen nutzt TikTok vor allem zu Recruiting-Zwecken und unterhält seine 104.000-Follower (und alle anderen) vor allem mit kurzen Videos zu Situationen aus dem Büroalltag, wie sie jeder kennt – teils unterlegt mit Trendsounds und Musik. Die Videos sind lustig, unterhaltsam und sehr persönlich durch die Gesichter des Teams rund um Rainer Grill, den Leiter der Öffentlichkeitsarbeit bei Ziehl-Abegg. Manchmal stellt das Unternehmen auf seinem Kanal auch Produkte vor, diese spielen aber nicht die Hauptrolle. -> Zum Account

Ziehl-Abegg

Würth

Der Großhandel fürs Handwerk hat 102.000 Follower auf TikTok. Unter dem Motto „Wir rocken das Handwerk“ umfasst der Content Tipps z. B. fürs einfache Verlegen von Fliesen oder die effiziente Einrichtung von Handwerker-Wagen; zeigt aber auch, wofür die Produkte eigentlich so gut sind. Die Videos sind schnell geschnitten. Statt anonymer Werbevideos gibt es persönliche Produkt-Vorstellungen von Mitarbeitern. -> Zum Account

Würth

Gabelstapler Gratzer GmbH

Das Unternehmen geht einen etwas anderen Weg. Statt eines Firmen-Accounts wendet sich der Geschäftsführer Björn Henk persönlich an seine 11.000 Follower und alle anderen Nutzer. Neben laufenden Serien wie „100 Fragen zum Staplerschein“ oder „101 Facts und Fragen zum Gabelstapler“ gibt er auch persönliche Einblicke – wie einen Wasserschaden im Gebäude nach einem schweren Unwetter. Sehenswert: Ein Reifenwechsel an einem Auto mit Hilfe einer „Ameise“. -> Zum Account

Gabelstapler Gratzer GmbH

ALPLA

Auch bei diesem Hersteller von Kunststoffverpackungen ist die Kommunikation Chef-Sache: CEO Philipp Lehner hat einen TikTok-Account mit 1.500 Followern. Dort gibt es Informationen zum Thema Kunststoff und z. B. dessen Einsatz in Flaschen, Videos zum Thema Recycling, zu Nachhaltigkeit, aktuellen Regularien der EU und mehr. -> Zum Account

ALPLA

Wacker Neuson

Bei diesem deutschen Maschinenbauer mit 50.000 Followern wird interessanter, lehrreicher Content ansprechend und authentisch aufbereitet. Mal stellen Mitarbeiter Maschinen vor, mal verfolgen die Videos mit „Guess the Machine“ einen spielerischen Ansatz, wenn es darum geht, auf der Basis von Detailbildern oder Geräuschen Maschinen zu erraten. -> Zum Account

Wacker Neuson

KION Group

Der Account der KION Group ist mit 165 Followern noch relativ klein. Der Anbieter von Gabelstaplern, Lagertechnik und verbundenen Dienstleistungen gibt Einblicke ins Unternehmen, widmet sich dem Thema Diversity, zeigt Inhalte der Ausbildung oder wie eine Drohne durch das Warenlager gesteuert wird. -> Zum Account

KION Group

KUKA

Der Roboterhersteller mit 45.000 Followern zeigt auf kreative Weise, was seine Roboter so draufhaben – zum Beispiel als Barkeeper, Schweißer, Cello spielend, … Die Videos sind unterhaltsam, teilweise lustig aufbereitet, mit schnellen Schnitten und mit Musik unterlegt. -> Zum Account

KUKA

Siemens Österreich

Siemens nutzt TikTok für das Employer Branding und besitzt mehr als 8.000 Follower. Der Content umfasst amüsante Videos aus dem (Büro-)alltag, Fragen aus Einstellungstests als Quiz aufbereitet, „Wie sich Unternehmen Jobtitel ausdenken“ oder zeigen den Alltag von Auszubildenden. Das Unternehmen setzt immer wieder auf aktuelle Trends. -> Zum Account

Siemens Österreich

Thyssenkrupp Ausbildung

So wie Siemens nutzt auch der Thyssenrupp-Konzern (3.700 Follower) TikTok für Recruiting und Employer Branding. Er setzt auf amüsante Videos und Unterhaltung, die Gesichter des Accounts sind junge Mitarbeiter. Auch Trend-Sounds werden aufgegriffen. -> Zum Account

Thyssenkrupp Ausbildung

SemRush

Die Plattform für Keyword-Recherche- und Online-Ranking-Daten (27.000 Follower) greift ebenfalls viele Sounds auf und setzt auf lustige Videos: „Brief Relatable Moments“ aus dem Leben eines Social Media Manager, „Wie normale Leute ein Restaurant buchen vs. Wie ein Social Media Manager ein Restaurant bucht“ oder ein Video zu Star Wars Days. Ein weiterer Bestandteil ist die Vorstellung von Auszubildenden. -> Zum Account

SemRush

TikTok B2B-Unternehmen

Habt ihr nun ein paar Ideen, wie euer Unternehmen auf TikTok aktiv werden kann? Falls nicht – wir haben noch ein paar Anregungen parat:

Content

  • Bezieht die Nutzer ein. Regt an, dass diese sich mit einem bestimmten Thema aktiv auseinandersetzen und im Rahmen einer Challenge eigene Inhalte mit einem spezifischen Hashtag erstellen und verteilen.
  • Greift aktuelle Themen auf – egal ob aus eurer Branche oder allgemein.
  • Zeigt Situationen in eurer Branche, die jeder kennt.
  • Gebt Einblicke: Teamevents, Produktionseinblicke, Menschen im Unternehmen, …
  • Vermittelt interessantes Wissen, das es im besten Fall nirgendwo anders gibt. Was gibt es spannendes in eurem Unternehmen, das die Menschen vielleicht noch nicht wussten? Denkt an so etwas wie die Sachgeschichten aus der Sendung mit der Maus – diese sind so spannend aufbereitet, dass sie nicht nur Kinder faszinieren.
  • Seid hilfreich: Teilt kurze Tipps, Tricks und Hacks; Anleitungen, Insider-Wissen zu euren Produkten, eurer Branche etc.
  • Postet eine technische Demo in Form eines kurzen, knackigen „How to“-Videos
  • Erläutert komplexe Zusammenhänge schnell und unterhaltsam als „Edutainment TikToks“. Das geht auch bei eigentlich „trockenen“ Themen z. B. aus dem Bereich Recht oder Finanzen.

Recherche

  • Verschafft euch einen Überblick, was eure Marktbegleiter so tun. Was posten diese? Was kommt bei den Nutzern gut an?
  • Nutzt die Analytics in eurem Business Account um zu sehen, wie gut welche eurer eigenen Videos funktionieren.
  • Nutzt die allgemeinen Insights im TikTok Creative Center.
  • Haltet generell die Augen offen, welche Sounds und Hashtags gerade trenden. Seid bei populären Challenges dabei, wenn diese zu euch passen.

Interaktion

  • Interagiert durch Duette und Stitches mit anderen Unternehmen eurer Branche / eurer Themen. Je nach Format wird eure Video-Antwort zeitgleich zum Ursprungsvideo angezeigt oder nach einem kurzen Ausschnitt aus diesem.
  • Kommentiert unter relevanten Videos, um eine Bindung zu schaffen und mit eurer Zielgruppe in Kontakt zu kommen.

Mut wird belohnt

Um auf TikTok erfolgreich zu sein, benötigen Unternehmen ein wenig Mut – vor allem im B2B-Bereich, der oft auf eine eher klassische und „seriöse“ Kommunikation setzt. Doch wie die vorgestellten Beispiele zeigen, wird dieser Mut belohnt.

Wusstet ihr übrigens schon, dass auch die Tagesschau auf TikTok ist? Mit ein wenig Kreativität und Anpassung an das Netzwerk hat der Account es auf 1,4 Millionen Follower gebracht. Wenn dieser Inbegriff von „seriös“ das kann, könnt ihr das doch auch, oder?

Wir unterstützen euch übrigens gerne dabei. Sprecht uns einfach an.

Claudia Sieber

Claudia ist Online-Redakteurin, Social-Media-Ad-Managerin & Organisations-Fee bei KONZEPT 4. Sie liebt es, sich stundenlang in den Untiefen verschiedener Tools zu vergraben – nur mit dem Meta Business Manager steht sie auf Kriegsfuß. In ihrer Freizeit verschlingt sie ein Buch nach dem anderen oder besucht Conventions, Konzerte & Musicals.

Schlagworte: B2B, Blog, Social Media, TikTok

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