Mastodon, Bluesky, Threads: Die besten Alternativen zu Twitter / X

16. Dezember 2024 von Claudia Sieber

Seit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk im Oktober 2022 hat sich auf der Plattform einiges geändert – und das nicht zum Guten. Neue Moderationsrichtlinien, ein rauerer Umgangston und eine große Zahl moralisch oder juristisch fragwürdiger Inhalte führten zu einem massiven und fortschreitenden Rückgang der Nutzerzahlen. So hat Twitter zwischen Juli 2023 und September 2024 alleine in den USA ein Fünftel seiner täglich aktiven Nutzer verloren, in Großbritannien war es sogar ein Drittel. In den weltweiten Download-Charts für iOs und Google Play taucht Twitter nicht einmal mehr in den Top 10 auf. In Deutschland schrumpfte die Zahl der monatlichen aktiven Nutzer auf durchschnittlich 6,3 Millionen.

Vor dem Hintergrund der sinkenden Nutzerzahlen und des zunehmend toxischen Umfeldes stehen viele Unternehmen vor der Frage, ob das Netzwerk noch ein lohnens- und wünschenswerter Kommunikationskanal ist. Glücklicherweise gibt es mittlerweile eine Reihe Plattformen, die eine attraktive Möglichkeit bieten, die eigene Reichweite zu sichern und weiterhin gezielt Marketing zu betreiben – ohne die Nachteile von Twitter. Wir stellen euch in diesem Beitrag die drei besten Alternativen zu Twitter vor: Mastodon, Bluesky Social und Threads.

Mastodon, Bluesky, Threads: Die besten Alternativen zu Twitter / X

Alternativen zu Twitter: Mastodon

Mastodon ist die wohl älteste Plattform in der Reihe (no pun intended). Sie wurde bereits 2016 gegründet und kann aktuell weltweit fast 900.000 monatlich aktive Nutzer vorweisen. Vor der Twitter-Übernahme durch Musk belief sich diese Zahl auf maximal 50.000 Nutzer.

Der größte Unterschied zu Twitter ist die dezentrale Struktur der Plattform. Sie besteht nicht aus einem einzelnen, von einem Unternehmen gehosteten Server, sondern aus vielen einzelnen – derzeit etwa 9.000. Jeder dieser Server hat dabei seine eigenen Richtlinien und seine eigene Moderation von Inhalten. Diese Struktur trägt viel zur Attraktivität des Netzwerkes bei. Die Nutzer können entscheiden, wem (also welchem Server) sie ihre Daten anvertrauen – und welchem nicht. Heise geht in diesem Beitrag ein wenig mehr auf die dezentrale Struktur von Mastodon ein.

Für euer Unternehmen bietet diese Struktur die Chance, eine Heimat auf einem thematisch passenden Server zu finden. So gibt es regionale Server für einzelne Bundesländer oder Städte, thematische für Rollenspiele, Feuerwehrmitglieder und -interessierte und mehr, Server zu journalistischen Themen, Sport, Musik … Einen umfassenden Überblick bietet die offizielle Seite. Es besteht außerdem die Möglichkeit, einen eigenen Server aufzusetzen. Die Nutzer können, je nach gewählter Ansicht entweder die Beiträge derjenigen anzeigen, denen sie folgen (egal auf welchem Server) – oder alle Beiträge des Servers, dem sie beigetreten sind. In letzterem liegt eine gute Chance für euer Unternehmen.

Mastodon im Marketing-Mix

Habt ihr einen thematisch passenden Server ausfindig gemacht (oder selbst erstellt), könnt ihr auf diesem eure Zielgruppe gezielt ansprechen. Plumpe Werbebotschaften sind dabei falsch am Platz. Vielmehr geht es darum, aktiv an relevanten Diskussionen teilzunehmen und interessante Inhalte mit Mehrwert zu verteilen. Dadurch, dass alle Inhalte chronologisch dargestellt werden und es keinen Algorithmus gibt, der Inhalte „automatisch“ viral macht, ist Qualität umso wichtiger – um geteilt zu werden. Ein paar Tipps für gute Postings haben wir übrigens hier zusammengestellt. Durch die thematischen Server könnt ihr außerdem schnell etwas über die relevanten Trends in der entsprechenden Branche bzw. Zielgruppe zu finden.

Die Handhabung schließlich ist ähnlich wie bei Twitter. Was dort „Tweets“ sind, sind hier „Toots“. Es gibt ebenfalls Hashtags, ihr könnt Inhalte teilen, mit einem Stern markieren, andere Nutzer mit einem @ erwähnen und Accounts folgen. Die Standard-Zeichenbegrenzung liegt mit 500 Zeichen etwas höher als bei Twitter.

Kurzprofil Mastodon

  • Dezentrale Struktur, die eine zielgerichtete Zielgruppenansprache ermöglicht
  • Interaktionen und Content mit Mehrwert sind entscheidend
  • Nutzeroberfläche ähnlich wie Twitter
Alternativen zu Twitter: Mastodon
Alternativen zu Twitter: Mastodon (https://joinmastodon.org/de)

Alternativen zu Twitter: Bluesky Social

Das zweite Netzwerk in unserer Reihe ist das im Februar 2023 an den Start gegangene Bluesky Social. Im Vergleich zu Twitter und auch Threads ist es noch relativ klein – auch wenn es seit dem Ende der Beta-Phase im Februar 2024 massiv wächst. So registrierten sich zum Beispiel nach einem (temporären) Verbot von Twitter in Brasilien im September 2024 innerhalb weniger Tage alleine 2 Millionen brasilianische Nutzer neu. Die Ergebnisse der US-Wahl im November 2024 und weitere Änderungen in den Twitter-Nutzungsbedingungen scheinen die Entwicklung noch verstärkt zu haben. Immer mehr Nutzer sehen Bluesky als eine gute Alternative zu Twitter. So gab es Mitte November eine Million neue Nutzer weltweit – je Tag! Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Blogbeitrags beläuft sich die Gesamtzahl der Nutzer auf 20 Millionen.

Wie bei Mastodon handelt es sich bei Bluesky um ein dezentral organisiertes Netzwerk. Die Funktionsweise ist jedoch ein wenig anders als bei Mastodon und die Verteilung der Nutzer auf einzelne Server bei weitem nicht so ausgeprägt. Viele Nutzer bleiben einfach auf dem vom Unternehmen betriebenen bsky.social-Server, der bei der Erstellung eines Accounts als Standard- und zunächst einzige Option angeboten wird. Auf einen anderen Server muss man nach der Einrichtung des Accounts explizit wechseln. Bei Reddit fasste ein Nutzer Bluesky sogar als „the most centralized decentralized platform“ zusammen. Wer sich für die genaue Funktionsweise und das zugrundeliegende AT-Protokoll interessiert, kann im Internet entsprechende Artikel finden, die in die Tiefe gehen. Aus Marketing-Sicht spielen diese Feinheiten jedoch erst einmal eine eher untergeordnete Rolle.

Bluesky im Marketing-Mix

Besonders interessant ist Bluesky Social, weil es derzeit eine beliebte Alternative zu Twitter zu sein scheint. Die stark ansteigenden Nutzerzahlen sprechen eine deutliche Sprache. Die Umgewöhnung von dem einen Netzwerk auf das andere ist auch denkbar leicht. Bluesky ist Twitter in der Handhabung sehr ähnlich. Tweets heißen dort „Skeets“ und dürfen 300 Zeichen lang sein. Ihr könnt gifs und Videos posten, Beiträge kommentieren, liken und erneut veröffentlichen. Ihr könnt außerdem, wie bei Twitter, anderen Nutzer folgen und deren Beiträge dann im „Following“-Feed sehen. Wenn ihr schon auf Twitter aktiv seid oder wart, findet ihr euch auch bei Bluesky schnell zurecht.

Die Feeds sind eine der großen Stärken von Bluesky und hervorragend für euer Marketing einsetzbar. Es gibt sie zu den verschiedensten Themen: Fotos von Vögeln, alles über Bücher, Astronomie, Beiträge, die von Freunden besonders oft „geliket“ werden, Beiträge von mutuals (Nutzer, denen man folgt und die einem auch folgen), … Dazu kann jeder eigene Feeds programmieren. Ihr könnt dies zu Beispiel nutzen, um Branchennews zu kuratieren – natürlich mit euren eigenen Beiträgen darunter. Oder ihr könnt alles zu einer bestimmten Technologie zusammenstellen und damit zusätzlich Fachwissen demonstrieren. Diese Feeds können dann alle Nutzer abonnieren und sehen so die für sie wichtigen Inhalte – und eure Postings.

Mehr Authentizität durch individuelle Handles

Ihr könnt außerdem eure eigene Domain als Handle verwenden, dazu ist nur eine Verifizierung wie hier beschrieben notwendig. Ein solcher Handle erhöht noch einmal die Glaubwürdigkeit und dient als Authentizitätsausweis. Wenn euer Unternehmen größer ist und vielleicht mehrere Nutzer oder gar Abteilungen bei Bluesky aktiv sind, könnt ihr zusätzlich Subdomains anlegen. Der entsprechende Handle der einzelnen Nutzerprofile wäre dann: @name.domain.domainendung.

Kurzprofil Bluesky

  • Individuell erstellbare Feeds
  • Niedrige Schwelle beim Wechsel
  • Stark wachsende Nutzer-Basis
Alternativen zu Twitter: Bluesky Social
Alternativen zu Twitter: Bluesky Social (https://bsky.app/)

Alternativen zu Twitter: Threads

Das letzte Netzwerk in diesem Beitrag ist vermutlich das bekannteste: Threads. Threads wurde von Meta als direkte Antwort auf Twitter ins Leben gerufen und ging im Juli 2023 online. Das Ergebnis: Mehr als 15 Millionen Downloads in weniger als 24 Stunden. Nach Problemen mit dem Datenschutz startete Threads in Europa dann schließlich im Dezember 2023 – und erreichte innerhalb von drei Tagen 550.000 Downloads allein in Deutschland. Auch wenn es nach dem anfänglichen Ansturm zu einem vorübergehenden Rückgang der Nutzerzahlen kam, hat Threads Erfolg: Im Juli 2024, ein Jahr nach seinem Start, hatte es bereits 175 Millionen monatlich aktiven Nutzer weltweit – und es wächst weiterhin. Mittlerweile sind es 300 Millionen.

Eine große Stärke von Threads ist seine enge Verknüpfung mit Instagram. Zwar legt Threads seinen Fokus auf textbasierte Diskussionen statt auf Fotos. Die Nutzergruppen weisen aber starke Überschneidungen auf. Über 90 Prozent der weltweiten Threads-Nutzer sind auch bei Instagram. Diese Verknüpfung trug ihren Teil zum rasanten Anstieg der Nutzerzahlen bei – man kann sich einfach mit einem Instagram-Account bei Threads anmelden, erhält denselben Nutzernamen und kann auch seine Instagram-Freunde aktivieren. Die Hemmschwelle ist also entsprechend niedrig.

Threads im Marketing-Mix

Diese enge Verknüpfung bietet auch für euer Marketing große Chancen. Zum einen ist das die immens hohe Nutzerzahl. Zum anderen die Tatsache, dass Nutzer von Instagram bekannten Marken sicherlich auch gerne bei Threads folgen bzw. dies automatisch tun, wenn sie einen neuen Account anlegen.  Wenn ihr darüber hinaus ein paar Tipps für mehr Follower benötigt, ist vielleicht dieser Blogbeitrag etwas für euch.

Außerdem könnt ihr eure eigenen Threads einfach in einer Instagram-Story posten und somit plattformübergreifend agieren. Benachrichtigungen über neue Threads werden ebenfalls oft bei Instagram angezeigt. So erreicht ihr mit den Aktivtäten auf Threads nicht nur die Nutzer dort, sondern auch diejenigen bei Instagram, die noch nicht bei Threads sind. So wie bei Instagram ist außerdem ein Algorithmus aktiv, der eure Beiträge in die Timeline der Nutzer bringt, selbst wenn sie euch (noch) nicht folgen.

Rege Diskussionen bei Threads

Durch die im Vergleich zu Instagram starke Textorientierung sind bei Threads intensivere Diskussionen möglich. Ihr könnt an Unterhaltungen, Gesprächen und Umfragen teilnehmen – zum Beispiel in Beiträgen von Unternehmen aus der gleichen Branche, um so deren Nutzer auf euch aufmerksam zu machen. Ein paar Best Practices, wie Unternehmen Threads nutzen, findet ihr bei LocalUp.io</a>. Startet auch auf eurem Profil immer wieder Diskussionen und fragt eure Nutzer nach ihrer Meinung. Je mehr Engagement ihr erzeugen könnt, desto mehr Reichweite bekommt ihr auch.

Bezahlte Werbung ist bisher nicht möglich, ist aber nach aktuellem Stand ab Anfang 2025 geplant. Kylie Jenner machte es jedoch im März 2024 vor: auch normale Beiträge können wie (gut gemachte) Werbung aussehen und Erfolg haben. Das Ergebnis: Fast 9.000 „gefällt mir“, 6.000 Kommentare und 219 Reposts. Es muss also nicht immer bezahlte Werbung für hohe Reichweite sein – auch wenn die rund 17 Millionen Follower von Kylie Jenner sicherlich zum Erfolg beigetragen haben.

Hashtags: Qualität statt Quantität

Die Handhabung von Threads ist der von Twitter recht ähnlich. Statt „Tweets“ erstellt ihr „Threads“. Sie können neben Text auch Bilder, Videos, gifs, Umfragen, Links und sogar Sprachnachrichten enthalten. Ihr könnt wie gewohnt mit den Beiträgen anderer interagieren. Nur eine Funktion für Direktnachrichten gibt es (bisher) nicht.

Ein großer Unterschied zu Twitter und eigentlich sämtlichen anderen Plattformen: Ihr könnt nur einen einzigen Hashtag je Beitrag setzen. Analysiert daher am besten, welcher Hashtag für eure Branche oder eure Themen am besten geeignet ist. Außerdem können die Beiträge bis zu 500 Zeichen lang sein, Videos dürfen 5 Minuten umfassen (bei Twitter 02:20 Minuten) und es können 10 statt nur 4 Bilder angehängt werden.

Kurzprofil Threads

  • Komfortabel im Meta-Universum eingebettet
  • Hohe Nutzerzahlen
  • Handhabung wie Twitter, nur mit mehr Freiheiten bei der Post-Erstellung
Alternativen zu Twitter: Threads
Alternativen zu Twitter: Threads (https://www.threads.net)

Alternativen zu Twitter: Welche Plattform passt zu eurem Unternehmen?

Die Wahl der richtigen Plattform hängt wie so oft von den Zielen und Bedürfnissen eures Unternehmens ab. So kann Mastodon mit seiner stark thematischen Ausrichtung punkten sowie einer Zielgruppe mit hoher Datenschutz-Affinität, die auf anderen Plattformen vielleicht nicht so gut zu erreichen ist. Bluesky überzeugt mit der sehr einfachen Handhabung, individualisieren Feeds und personalisierbaren Handles. Für Threads schließlich sprechen die Einbindung in das Meta-Universum und die hohen Nutzerzahlen. Testet einfach die verschiedenen Optionen und findet heraus, welche am besten zu eurer Markenstrategie passt.

Habt ihr vielleicht schon eine der neuen Plattformen ausprobiert? Welche könnte am besten zu den Zielen eures Unternehmens passen? Wir beraten euch gerne bei der Auswahl und unterstützen euch beim Start auf den jeweiligen Plattformen. Sprecht uns einfach an.

Claudia Sieber

Claudia ist Online-Redakteurin, Social-Media-Ad-Managerin & Organisations-Fee bei KONZEPT 4. Sie liebt es, sich stundenlang in den Untiefen verschiedener Tools zu vergraben – nur mit dem Meta Business Manager steht sie auf Kriegsfuß. In ihrer Freizeit verschlingt sie ein Buch nach dem anderen oder besucht Conventions, Konzerte & Musicals.

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